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Uta Treder
DIE PROPHETINNEN
Roman. Kontrast Verlag, Pfalzfeld, 2012.

Es ist nicht nur der Titel des Romans, der prophetisch ist, sondern auch das Geschehen. Als höchste Vertreterin weiblichen Prophetentums wird Hildegard von Bingen, Mysterikerin des 12. Jahrhunderts, Gründerin eines weiblichen Ordens mit eigenen Regeln und seit dem 7. Oktober 2012 auch offizielle Kirchenlehrerin in den Zeugenstand gerufen. Gleichzeitig aber avanciert die weibliche Gabe der Zukunftsschau zur Ermittlungsmethode bei der Aufklärung des Tods eines stadtbekannten Psychotherapeuten, dessen Leiche eines Morgens in einem Renaissancepalast im Zentrum von Florenz gefunden wird. Selbstmord oder Mord? Was sich wie der Anfang eines Kriminalromans liest, holt weit aus. Im Leben der Ich-Erzählerin, Journalistin bei einer Florentiner Tageszeitung, die aus einem Koma erwachend, die Bühne betritt, gibt es viele Konflikte, die sie verdrängt hat, denen sie sich aber stellen muss. Spannungsgeladen sind ihre Beziehungen zu ihrer 18-jährigen Tochter und zu ihrer Chefredakteurin. Probleme gibt es auch in ihrer Ehe mit einem Ägyptologen, der die Mumien mehr zu lieben scheint als seine Frau. Zudem wird sie in die obskuren Aktivitäten der Sibyllengruppe verwickelt, moderne Prophetinnen, Freundinnen ihrer Tochter, die in der Stadt für Unruhe sorgen: eine von ihnen verschwindet spurlos, nachdem sie versucht hat, sich auf der Piazza della Signoria in Brand zu setzen, eine andere, eine extravagante Marquise aus Apulien, wird als Mordverdächtige polizeilich gesucht. Aber sind sie nicht alle verdächtig? Alle weiblichen Figuren des Romans hatten mit dem misogynen Psychoguru zu tun. Keine betrauert ihn, jede hätte ihn lieber tot als lebendig gesehen und könnte ihn also ermordet haben. Wie es sich für ein in der Geburtsstadt Dantes angesiedeltes Geschehen geziemt, endet der Roman mit den Worten „zu den Sternen“.

Uta Treder
DER SCHWARZE KÖNIG
Roman. Kontrast Verlag, Pfalzfeld, 2007.

Der schwarze König spielt auf einer Felsenhalbinsel im Süden der Toskana, wo die Mächtigen Italiens exklusive Villen besitzen, unweit von einem Fischerdorf, das seinen ursprünglichen Charakter bewahrt hat.Hier leben unberührt vom Reichtum der Villenbesitzer eigenwillige, urwüchsige und anarchistische Menschen, bei denen Wünschelrutengänger eben so an der Tagesordnung sind wie Madonnenerscheinungen und die leidenschaftliche Verteidigung althergebrachter Rechte. In diesem Umfeld geschieht ein Mord, der die "Grenzenlosigkeit" von Tat und Tätern auf dem Berg begreiflich macht. Parallel dazu läuft das persönliche Abenteuer der Protagonistin ab, einer Journalistin, die sich zur Vorbereitung eines Vortrags hierher zurückgezogen hat:der Text eines Bachmann-Gedichtes setzt alles in Gang.
Die Suche nach einem Zugang zu dem verschlüsselten Gedicht führt die Protagonistin zum Erkennen von sich selbst, weil sie sich darin wiedererkennt. Der Mord und ihre Ermittlungen konfrontieren sie mit der Gesellschaft, in der das Verbrechen geschah und fordern sie zu einer Lebensbilanz heraus.

Uta Treder
DIE BÄUME VON BABELSBERG
Roman. Kontrast Verlag, Pfalzfeld, 2005, Hörbuch gelesen von Petra Pawel, 2007.

Die Bäume von Babelsberg ist die abenteuerliche Geschichte einer jungen Frau, die auf dem Flughafen Tegel in eine neue Identität schlüpft. Sie folgt einem unbekannten Abholer, der ihr zufällig begegnet. Wie sie sich in der neuen Rolle zurechtfindet, warum sie jemand anders werden, ihr Schicksal hinter sich lassen will und dennoch eingeholt wird, wie ihr ermordeter Geliebter Lebensfäden entwirrt und erneut verwirrt, bietet den Angelpunkt der Geschichte.Doch das eigentliche Geheimnis liegt in ihrer schillernden Persönlichkeit. Ist sie eine Mörderin, eine Verrückte oder eine krankhafte Lügnerin?
Ein Psychothriller und ein Streifzug durch die Irrgärten der Liebe.

DIE ALCHEMISTIN
Roman. Insel, Frankfurt a.M., 1993.

Die Alchemistin erzählt von rätselhaften Begebenheiten in einer Bibliothek im Niedersächsischen. Eigentlich will die Protagonistin, eine Stipendiatin namens Adriana, hier emsig forschen, doch plötzlich tanzen die Geister und Lemuren im Bücherstaub, und der wissenschaftliche Hort wird, ehe sie sich’s versieht, zur Blocksberg-Filiale. Im Zeichen der Wissenschaft haben sich merkwürdige Gestalten in den hehren Bücherhallen gesammelt: ein ordnungsbesessener Schweizer Uhrenspezialist, ein kränkelnder polnischer Professor, ein nervöser, ich-besessener Athanasius-Kircher-Forscher, die zarte Italienerin Maria, die mit Leidenschaft kocht, die Theologiestudentin Maren Söderbaum, die mit einem Lächeln wildgewordene Affen bändigt, die Historikerin Miriam Mandelstamm aus Israel, die emigriert und nun zurückgekehrt ist in ihr Land und den Tod nicht vergessen hat, und die wilde Fiona Mary, eine Engländerin mit Neigung zu barocken Pferdeballetten und nächtlichen Harzwanderungen.
Durch drei geheimnisvolle Erzählungen, die sie in ihrer Lesemappe findet, wird die Erzählerin (und mit ihr die Leser/in) auf eine Zeitreise geführt, in deren Mittelpunkt die Alchemistin Maria, die Jüdin aus Ägypten steht.

Uta Treder
LUNA AELION
Erzählungen. Frauenoffensive Verlag, München, 1989.

Luna Aelion, die diesem Erzählband den Titel gibt, jüdische Großmutter aus Thessaloniki, hat selbst in der Zeit der deutschen Besetzung Griechenlands eine Menge Geschichten auf Lager, die eigentlich niemand hören will, aber die Familie kommt nicht drumherum auf dem Dachboden, wo sie sich versteckt hält vor den Nazis. Besonders den achtjährigen Enkel Tobias traktiert die unbeirrbare Großmutter Luna mit erbaulichen Fabeln. Weil sie sich weigert, die veränderte Wirklichkeit zur Kenntnis zu nehmen, ist sie für die ganze Familie ein schweres Sicherheitsrisiko. So jedenfalls stellt sich ihr Verhalten aus der Sicht der Familie und des Enkels dar, aber natürlich ließe sich die unerschöpfliche Erzählsucht der kabbalistisch gebildeten Luna Aelion im Hinblick auf das Ende auch ganz anders deuten. Protagonistinnen der in diesem Band enthaltenen Erzählungen sind Frauen, sehr unterschiedliche Frauen, ihre Erfahrungen, Traditionen, ihre Denkmuster, ihr Eigen-Sinn, der dort selbstzerstörerisch wird, wo sich ihnen kein anderer Ausweg zeigt...